Immer im November ist National Novel Writing Month und dieses Jahr habe ich zum ersten Mal mitgemacht. Dabei geht es darum innerhalb eines Monats einen Roman mit 50.000 Wörtern (der Standard Wortzahl für Novellen in den USA) zu schreiben. Und da viele tausend Autoren auf der ganzen Welt jedes Jahr wieder daran teilnehmen, hat sich bereits eine große Community gebildet, die ihren Schreibprozess über Instagram, Facebook, Twitter und weiteren Social Media Plattformen, sowie über die offizielle NaNoWriMo Website (https://nanowrimo.org) teilt und sich dabei austauscht.
Es ist ein tolles Gefühl, jetzt ebenfalls zu dieser Community zu gehören, und ich war unendlich aufgeregt und gespannt, ob ich mein Ziel – den dritten Band meiner ersten New Adult Buchreihe würde fertig bekommen. Denn ich hatte mir als Wortziel die Marke von 110.000 Wörtern gesetzt, da mein erster und zweiter Band ähnlich viele Wörter enthielten und wollte, dass alle drei Geschichten ungefähr dieselbe Länge haben.
Ich weiß, dass 110.000 Wörter deutlich mehr als das Doppelte von dem sind, was die meisten Autoeen bei NaNoWriMo versuchen zu erreichen und darum war ich auch doppelt so aufgeregt! Meinen ersten Band habe ich im Februar 2020 innerhalb von knapp acht Wochen geschrieben und den zweiten im Mai mit ein paar Unterbrechungen innerhalb von elf Wochen. Beide Male hatte es sich super angefühlt so viele Wörter zu schreiben und ich wusste nicht, wie es sich für mich anfühlen würde dasselbe in deutlich kürzerer Zeit zu schreiben.
Die ersten Tage
liefen wunderbar, weil ich mich sehr intensiv mit dem Plot und den einzelnen Kapiteln beschäftigt und mir viele Stichpunkte aufgeschrieben hatte, an denen ich mich beim Schreiben orientieren konnte. Insgesamt war ich auf diesen dritten Band auch deutlich besser vorbereitet, weil ich jetzt über einige Erfahrungen verfügte, die ich beim ersten und zweiten Band nicht hatte und ich spürte schnell, dass es sehr gut lief. Der Anfang war wunderbar und auch die ersten zehn Kapitel waren in kürzester Zeit zu Papier gebracht. Ich fühlte mich, als würde ich durch die Seiten fliegen und war völlig gefangen von meiner Geschichte, die zu Beginn im verschneiten Boston und anschließend im sonnigen Florida spielte. Ich liebte die Story vom ersten Wort an und erlebte die aufregende Zeit mit meinen neuen Figuren sehr intensiv und hatte nach wenigen Seiten das Gefühl die beiden schon sehr gut zu kennen.
Zur Mitte hin
hatte ich die Story nur grob geplottet und wusste zwar, in welche Richtung es gehen sollte und auch wo die Figuren am Ende stehen würden, bzw. welche Entwicklung sie zum Ende hin durchgemacht haben sollen. Doch für den Mittelteil hatte ich das wie gesagt weniger ausführlich und detailliert getan. Das bremste mich hin und wieder. Ab dem zehnten Tag musste ich deshalb immer öfter auch über die Reihenfolge der Ereignisse nachdenken, meine Ideen sortieren und mir überlegen, welche Szene welcher folgte. Ich recherchierte nebenbei immer wieder nach wichtigen Fakten, die ich nicht erst im Anschluss wissen wollte. Ich weiß, einige Autoren (vor allem diejenigen, die intensiv plotten und sich vorbereiten oder nachbereiten) werden jetzt mit den Augen rollen, aber ich hatte mich bewusst dazu entschieden, nicht das ganze Buch mit all seinen Details vor Schreibbeginn zu plotten. Denn ich hatte die Erfahrung gemacht, dass sich die Geschichte, nachdem ich den Anfang geschrieben hatte, oft in eine andere Richtung entwickelte, als ich sie mir vorgestellt hatte. Das soll nicht bedeuten, dass sie sich völlig verselbstständigt und ich am Ende ganz woanders ankomme, als ich geplant hatte. Nein. Aber ich gebe meinen Figuren immer Raum und lasse sie ihre Geschichte selbst gestalten, weil sie sich während des Schreibens unheimlich entwickeln und ich sie von Wort zu Wort besser kennenlerne und fühlen kann.
Ich hoffe, das klingt jetzt nicht völlig abgehoben, aber genauso ist es, denn ich habe vor dem Schreiben immer einige Szenen und Meilensteine im Kopf und notiere sie. Doch es ist vorher nicht klar, ob und wann sie kommen und in welcher Form.
Nachdem ich den Mittelteil mit einem Wechsel von Schreiben, Plotten und Recherchieren fertig hatte, kam das Ende. Und ich flog erneut durch die Seiten, weil sich jetzt, wo alles geschehen war und ich es miterlebt hatte wusste, wie sich die Fäden und Stränge miteinander verflochten hatten und wie sie wieder zueinanderfanden. Es war ein unbeschreibliches Gefühl meine Figuren dabei zu begleiten, wie sie all ihren Mut aufbrachten und ihrer Angst in die Augen sahen – und wie sie dabei zusammenhielten. Am Ende hatte ich selbst Tränen in den Augen, obwohl ich genau wusste, was geschehen wird. Doch die Emotionen, die ich meinen Figuren zuschrieb, entfalteten sich dabei so intensiv in meinem Herzen, dass ich jede einzelne Emotion ebenfalls spüren konnte.
So ging es mir auch schon in den ersten beiden Bänden und ich hoffe, dass das ein gutes Zeichen ist, wenn mich meine eigenen Geschichten auf diese Weise berührten. Ich glaube das ist dasselbe, wie wenn ein Krimi oder Thriller Autor die Spannung in seinen eigenen Büchern beim Schreiben oder Durchlesen fühlt, obwohl er oder sie vorher wissen, wer der Mörder ist.
Am Ende
habe ich es tatsächlich schon einen Tag vorher, also am 29. Tag von NaNoWriMo geschafft das Wort ENDE unter meine Geschichte zu schreiben und konnte es nicht fassen, dass ich meine Figuren am nächsten Tag nicht mehr für mehrere Stunden um mich herum haben würde. Dieser Abschied fällt mir immer wieder schwer, weil ich sie so gut kennengelernt habe und nicht glauben kann, dass sie ab jetzt ohne mich glücklich sind 😅
Aber vielleicht schreibe ich in Zukunft den einen oder anderen Kurzroman als kleine Fortsetzung für meine Geschichten. Dann hätte ich noch einmal die Gelegenheit Zeit mit ihnen zu verbringen und sie ein kleines Stück weiter auf ihrer Reise zu begleiten.
Auch wenn das vielleicht einige von Euch anders machen, will ich es trotzdem benennen, denn ich bin unglaublich stolz auf mich es geschafft zu haben und dankbar für die Erfahrungen, die ich während meines ersten NaNoWriMo machen durfte. Ich weiß jetzt, dass ich tatsächlich einen ganzen Roman mit vielen Wörtern in kurzer Zeit schreiben kann, solange ich mich gut darauf vorbereite. Ich glaube nicht, dass ich es geschafft hätte, wenn ich mich mit meinen Figuren, ihre Vorgeschichte und den Plot meiner Geschichte nicht zuvor so intensiv beschäftigt hätte und ich bewundere alle Autoren, die das ohne jegliche Vorbereitung können. Ich glaube sie nennen sich Panther und ich kann es kaum glauben, dass es Leute schaffen, so zu schreiben.
Ich für meinen Teil brauche eine gewisse Vorbereitung und habe mich selbst als Autorin während der letzten 29 Tage viel besser kennengelernt und bin froh, diese Erfahrung gemacht haben zu dürfen. Und ich kann mir vorstellen meine Geschichten, allerdings mit etwas weniger Wörtern, in Zukunft in ähnlich kurzer Zeit zu schreiben. Weil es die Möglichkeit bietet den Figuren noch näher zu kommen und die Geschichte intensiver mit zu erleben und zu fühlen. Und ich glaube, dass eine Geschichte davon nur profitieren kann. Außerdem kann ich auf diese Weise mehr als nur ein oder zwei Bücher pro Jahr schreiben und dieses Gefühl ist neu und aufregend.
Das war mein Einblick in meinen ersten NaNoWriMo und ich hoffe, es hat dir Spaß gemacht ihn zu lesen.
Hast du auch beim National Novel Writing Month mitgemacht?
Falls ja, wie ist es gelaufen?
Falls nein, hast du jetzt, wo du meine Erfahrungen gelesen hast, konnte ich dich hoffentlich dazu inspirieren. Und vielleicht hast du jetzt sogar Lust darauf bekommen im November 2022 mitzumachen? Ich kann es nur jedem empfehlen, es wenigstens einmal zu versuchen. Natürlich ganz ohne Druck und Stress, denn der Spaß am Schreiben sollte meiner Meinung nach, immer an erster Stelle stehen. Wer das Gefühl hat, sich selbst zu viel Druck zu machen, der sollte immer daran denken, dass Schreiben kein Stress sondern Glückshormone auslösen sollte. Denn alles andere wäre kontraproduktiv und bringt niemandem etwas.
Und jetzt freue ich mich schon auf den Dezember, der hoffentlich ganz viel Schnee bringt ❤️
Bis Bald
– Deine Allie