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Was sind Filterwörter?

Habt ihr schon einmal von Filter Wörtern gehört? Als ich meinen Debütroman in die erste Lektoraitsrunde geschickt habe, kam er mit vielen Anmerkungen und Verbesserungsvorschlägen meiner Lektorin zurück. Natürlich haben die vielen Kommentare am Rand des Dokuments mich im ersten Moment beinahe erschlagen und ich zweifelte in den Stunden nach dem ich meinen lektorierten Text zurück erhalten hatte, stark an mir und daran, ob es überhaupt eine gute Idee war, überhaupt mit dem Schreiben anzufangen.

Naja … so schlimm war es dann auch wieder nicht, aber die Selbstzweifel waren real und ich brauchte ein wenig Zeit, um mir einen ersten Überblick zu verschaffen.

In den meisten Kommentaren aber standen keine lange Erklärungen, sondern nur das Wort »Filterwort« und ich hatte im ersten Moment keinen blassen Schimmer, wovon die Rede war. Doch meine Lektorin war vorausschauend und hat mir in ihrem Lektoratsbrief erklärt, was Filterwörter sind und mir einen Link zu einem Beitrag hinein kopiert und ich verstand schnell, was damit gemeint war.

Meine häufigsten Filter Wörter waren spürte und sah. Doch es gibt noch mehr, die ich unten in eine kleine Liste eingetragen habe.

Was sind Filter Wörter und was bewirken sie bei deinen Lesern?

Wenn ich schreibe, dann versuche ich möglichst oft alle Sinne meiner Leser anzusprechen. Ich möchte als Autorin zeigen, wie meine Figuren etwas wahrnehmen, wie sie sich fühlen, etwas riechen, schmecken, hören und sehen und dafür verwende ich genau diese Begriffe oder Synonyme. Doch was wir im Alltag so häufig ohne Bedenken nutzen können und natürlich auch dürfen, lässt eine größere Distanz zwischen den Lesern und den Figuren im Buch entstehen. 

Die Leser erleben dein Buch bei zu vielen Filter Wörtern nicht aus Sicht deiner Figuren – sie schauen ihnen viel mehr dabei zu, wie sie sich verhalten.

Darum sollten Filter Wörter wen möglichst sehr selten verwendet werden. Denn wie der Name schon heißt, filtern diese Wörter die Gefühle, die unsere Figuren haben und zeigen dem Leser von außen, was die Figur fühlt, denkt, schmeckt usw. Doch der Leser will mittendrin sein und mit den Figuren mitfiebern. Doch das geht nicht, wenn er nur von weiter entfernt dabei zusehen kann, statt, anstatt mittendrin zu sein. 

Hier ein Beispiel:

Ich spürte, wie sich meine Nackenhaare aufstellten, als ich Clark von weitem auf mich zukommen sah.

Vor allem der Anfang mit Ich spürte, wie … lässt den Leser nur von oben auf die Figur sehen, doch was die Figur wirklich dabei spürt, verrät der Autor nicht. Besser wäre es zu zeigen, wie die Figur sich fühlt, mit welcher Reaktionen beispielsweise ihr oder sein Körper in dieser Situation antwortet. 

Hier derselbe Satz, der mehr zeigt, als erzählt – also auch hier show don’t tell:

Besser:

Meine Nackenhaare stellen sich auf Clark von weitem auf mich zukam. Meine Hände begannen zu schwitzen und mein Puls beschleunigte sich.

Im zweiten Beispiel wird deutlich, wie sich die Figur beim Näherkommen von Clark fühlt, welche Reaktionen im Körper ablaufen, wenn er aufgeregt ist. Der Leser kann es sich bildlich vorstellen und vielleicht beschleunigt sich auch der Puls des Lesers, wenn die Stelle im Anschluss noch spannender wird.

Liste mit bekannten Filter Wörtern:

  • Spüren
  • Sehen
  • hören
  • schmecken
  • erkennen
  • fühlen
  • scheinen 
  • können
  • versuchen
  • sich entschließen
  • sich fragen

Die Liste ist nicht vollständig und zu all den genannten Wörtern zählen selbstverständlich auch alle Synonyme für diese Wörter.

Wie kann ich Filter Wörter vermeiden und umschreiben?

Wenn du gerade dabei bist dein Manuskript zu überarbeiten oder aber ein neues schreibst, gibt es Möglichkeiten Filter Wörter zu vermeiden. 

Vermeide Filter Wörter während des Schreibens

1. Schreibe die Liste der Filter Wörter ab und ergänze sie für deine Zwecke und hängte sie an die Wand vor deinem Schreibtisch wenn du schreibst. So hast du sie immer vor Augen und verinnerlichst sie schnell, weil du sie ständig sehen kannst.

Suche und korrigiere sie in deinem Selbstlektorat

2. Nach dem Schreiben kommt das Lektorat. Das kannst du zu einem großen Teil selbst erledigen: gehe deinen Text mit Hilfe der Suchfunktion gezielt nach diesen Wörtern durch und markiere sie. So werden sie deutlicher und es wird dir im zweiten Durchgang helfen dich nur auf sie zu konzentrieren. 

Dann kommt der Bearbeitungsschritt, für den es zwei Möglichkeiten gibt:

1. Schreibe direkt!

In vielen Fällen können Filter Wörter einfach gestrichen werden. 

Beispiel:

Elijah spürte, wie sein Herz begann schneller zu schlagen.

Ohne Filter Wörter:

Elijah Herz begann schneller zu schlagen. 

Leider klappt das nicht in jedem Satz, aber es gibt einen weiteren Weg, um Filter Wörter zu reduzieren.

2. Beschreibe,

wie deine Figuren auf das was sie wahrnehmen reagieren. Hier kommt erneut das berühmte Show don’t Tell zum Einsatz und das tut jedem Text gut. Es gibt immer einen Weg, die Reaktionen deiner Figuren so zu beschreiben, dass der Leser genau versteht und im besten Fall nachempfinden kann, was in ihnen vor sich geht.

Beispiel: 

Chloe bekam Angst und fühlte sich in die Enge getrieben.

Angst ist ein weiter Begriff, für den es ganz viele Beschreibungen gibt. Also sei kreativ und versuche dich daran zu erinnern, wie du dich dabei fühlst.

Chloes Hände begannen zu schwitzen und ihre Kehle wurde enger. Ihre Augen wanderten hektisch umher, doch sie konnte keinen Ausgang entdecken.

Die körperlichen Reaktionen deiner Figuren zu umschreiben verlängert den Text, doch auf diese Weise ist dein Leser mittendrin, statt von oben herab auf deine Figuren zu blicken. Die Perspektive ändert sich und dein Leser wird vom Zuschauer zur Figur selbst.

Und genau das ist, was wir Autoren erreichen wollen.

Ich hoffe, dass euch dieser Artikel einen kleinen Überblick über Filterwörter geben konnte.

Bis bald,

-Deine Allie 💓